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Schriften von Hans Nadler gefunden

Rodewisch, den 25. 04. 2016

Im Rahmen der Sanierung des Schlößchens wurden die Kugeln mit Wetterfahne vom Turm des Schlößchens und des Nebenturms demontiert. Bei der Zustands-Begutachtung und ggf. Aufarbeitung durch eine Fachfirma war es möglich, den Kugelinhalt einzusehen. In zwei Glasröhren (s. Foto) in der Hauptkuppel fanden sich Schriften von Hans Nadler, der 1937-1939 die Ausgrabung des „Festen Huses“ leitete und auch für die Neugestaltung des Schlößchens verantwortlich war. In den Schriftrollen ist zu lesen:

 

Inschrift 1

„1911 kaufte die Gemeinde Rodewisch das Gut Obergöltzsch. Wiesen und Felder werden Parkanlagen und Bauplätze der Stadt Rodewisch. Das Gut hat keine Lebensmöglichkeit mehr und sein Betrieb wurde 1928 stillgelegt. 1937 entschloss sich der Bürgermeister Otto Pfeifer die Geschichte des Schlosses zu erforschen und den Gebäuden neue Aufgaben zu geben. Unter der tatkräftigen Förderung des Landesdenkmalpflegers Dr. Bachmann wurde die Baugeschichte untersucht und durch Grabungen die frühdeutsche Wasserburg Göltzsch entdeckt und freigelegt. Zahlreiche Funde zeigten uns, dass Burg Göltzsch eine der Burgen war, von der aus das Land im 12. Jahrhundert kolonisiert wurde. Diese Tatsache verpflichtete uns, den Schlossgebäuden Aufgaben besonderer Bedeutung zu geben. So soll hier auf Göltzsch wieder eine Pflegestätte vogtländischer Kultur werden. Museen werden die geschichtliche Vergangenheit zeigen. Volkslehrräume, Festräume, eine Gaststätte werden entstehen. Der Schlosshof selbst soll Festplatz der Stadt Rodewisch werden.

Am 15. März 1937 begannen wir diese Arbeiten. 1938 begann der Abbruch der Scheune, Ställe und Schuppen. Die Neugestaltung des Schlösschens wurde begonnen. Bei diesen Arbeiten wurde festgestellt, dass sich unter dem Schlösschen Grundmauerreste von Bauten des 13. Jahrhunderts befinden. Das Schlösschen selbst wurde im ausgehenden 15. Jahrhundert zunächst ohne Erker errichtet. Das Untergeschoss war mit Holzbalkendecken versehen. Erst im 16. Jahrhundert fügte man die Erker an und wölbte die Keller. Reste einer Malerei aus dieser Zeit waren an der Mittelwand des Obergeschosses noch zu erkennen. Das Schlösschen benutzte man in der letzten Zeit als Scheune. Seine Fenster waren zugemauert. Der Norderker war flach abgedeckt. Das Hauptdach war niedrig und nach Norden mit einem Kniestock ausgebildet. Turmglocken waren nicht mehr vorhanden. Als Ersatz stellte uns der Herr Reichsstatthalter 2 alte Schellen zur Verfügung. Sie wurden 1550 und 1558 gegossen. Die Neugestaltung versucht dem Schlösschen – allerdings ohne zeichnerische Unterlagen aus früheren Zeiten zu besitzen – die ursprüngliche Form diesem Gebäude wiederzugeben. So soll das Schlösschen gemeinsam mit den Grundmauern der Burg Göltzsch Zeuge der grossen Vergangenheit dieser Burg sein. Seine Sicherung und Neugestaltung ist aber gleichzeitig ein Dokument für unsere Zeit, in der wir alte Kulturgüter erhalten und neue Bauten schaffen.“

 

Hans Nadler, Rodewisch, im September 1939

 

Inschrift 2

„Einige Namen verdienter Mitarbeiter wollen wir hier nennen, damit sie der Nachwelt bekannt bleiben als Entdecker und Gestalter der Burg Göltzsch in Rodewisch:

Bürgermeister der Stadt Rodewisch ist Otto Pfeifer. Er veranlasste diese Arbeiten. Er setzte sich mit zähem Willen und grosser Begeisterung für ihre Durchführung ein. Ihn unterstützte der Ortsgruppenleiter Erich Grimm und sein Oberstadtbaumeister Konrad Zwicker. Die Burg Göltzsch entdeckten und gruben aus: Willi Böttcher, Arthur Grimm, Herbert Sörgel, der Reichsarbeitsdienst, Werner Trommer, Paul Werner. Türme und Dach des Schlösschens deckte Dachdeckermeister Walter Klein mit seinen Gehilfen. Die Klempnerarbeiten führte Ernst Wappler aus. Er stiftete gemeinsam mit Bruno Tennstädt die Wetterfahne. Alle Handwerker, die am Bau arbeiteten, schafften mit größter Sorgfalt, damit für alle Zeiten ihre Arbeiten dem Handwerker des 20. Jahrhunderts ein gutes Zeugnis ausstellen.“

 

Hans Nadler, Rodewisch, September 1939

 

Beide Schriftrollen wurden wieder fachgerecht gegen Witterungseinflüsse gesichert und die Glasröhren mit Bienenwachs versiegelt. Wenn die Kugeln auf dem Dach des Schlößchens montiert werden, befinden sich die Schriftrollen wieder „am alten Platz“. (L.J.)

 

Bild zur Meldung: Schriften von Hans Nadler gefunden