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Sage um Rodewisch

DIE SAGE

die sich an den Namen RODEWISCH knüpft, in deren Andenken
alljährlich am Kirmes-Sonntag seit urdenklichen Zeiten das rote Tuch ausgekegelt wird.

 

Es lebte in Schöneck ein Graf,
im Glauben noch ein Heide.
Er hat ein einzig Töchterlein,
des Vaters Herzensfreude.

Der Graf von Planschwitz warb um sie,
er, der schon Christ sich nannte,
wollt’, dass auch sein künftig Weib,
zum Heiland sich bekannte.

Der Vater schüttelt ernst das Haupt:
„So lang ich leb auf Erden
soll meinen Göttern, die mir treu,
mein Kind nicht  treulos werden."
 

Da kam ein böser Krieg ins Land,
der Graf ritt in den Streit –
geschmückt die Brust mit breiter Schärpe,
Graf Planschwitz ihm zur Seite.

Furchtbar wütet der harte Kampf,
Graf Planschwitz sinkt vom Pferde.
Der alte Graf in heißem Schmerz
kniet neben ihm zur Erde.

Leis flüsterte Graf Planschwitz noch:
"Nimm meine Schärpe hier
und bring sie meiner teuren Braut
als letzten Gruß von mir."

Und immer wilder tobt der Kampf,
der Feind greift stärker an,
Graf von Schöneck, in höchster Not,
ruft seine Götter an:

„Kehr ich als Sieger glücklich heim
aus diesem blutigen Streit,
dann sei, wer mich zuerst dort grüßt,
als Opfer euch geweiht."

Graf von Schöneck als Sieger bald
die Schritte heimwärts lenkt,
vom treuen Kampfgenoß bringt er
die Schärpe, blutdurchtränkt.
 

Vom Schlosse aus die Tochter sieht
die Schärpe, blutigrot,
entgegen eilt dem Vater sie:
„Sag’, ist Graf Planschwitz tot?"

Erschüttert küsst der Graf sein Kind,
er denkt an seinen Eid,
dass, wer daheim zuerst ihn grüßt,
dem Tode ist geweiht.

Im Vaterherzen kämpfen schwer,
nun Vaterlieb’ und Pflicht,
jedoch ein Held und Ehrenmann
bricht sein Gelübde nicht.

Der Opfertag wird angesetzt, -
doch eh' der Morgen graut,
flieht heimlich aus dem Vaterhaus
des Grafen Planschwitz Braut.

Als einzig Kleinod nimmt sie mit
hinaus in dunkle Nacht
des Geliebten rote Schärpe
gefärbt in blut'ger Schlacht.

Durch Wälder irrt sie, stundenlang,
in atemloser Hast,
bis endlich sie sich niederläßt,
erschöpft, zu kurzer Rast.

Da, wo zusammenfließen klar
zwei Wässer, hell und rein,
labt sie am frischen Wasser sich
im Morgendämmerschein.

Hier unter einem Haselstrauch

da grübelt sie und sinnt:
"Ob ich nach Plauen hin den Weg
aus diesem Wald wohl find?

Woll'n die Verwandten Planschwitz dort
mir liebe Freunde sein,
dann will mein Leben ich hinfort
dem Christengotte weih'n.

Hier an dem stillen, schönen Platz,
der mir Erquickung bot,
bau ich ein Haus und wahr' die Treue
dem Liebsten bis zum Tod."

Damit dereinst am selben Platz
das Haus sie bauen läßt,
band sie die blutigrote Schärpe
am Haselstrauche fest.

Durch Wind und Wetter ward die Schärp'
gar bald ein roter Wisch,
und so entstand in alter Zeit
der Name: Rothe - Wisch    (Rodewisch).

Graf von Schöneck starb bald aus Gram
um sein geliebtes Kind,
die Tochter ließ das Gut erbau'n,
das "Ob der Göltzsch"*) man find'.
 

Seitdem wird stets zum Kirchweihfest
gespielt ums rote Tuch,
so mancher schon in Stolz und Freud
dies Ehrenzeichen trug. -

Drei Kegel auf dem roten Tuch,
genannt der rote Wisch,
sind das Wappen meines Heimatortes
der Stadt-Gemeinde Rodewisch.

 

Möchte die schöne Volkssage niemals in Rodewisch erlöschen!

 

Rodewisch, 6. August 1924                                            Mathilda Martha Baumann